Monatsarchiv: Mai 2014

Ein Magdeburger Kind

Gestern war ich auf einem Konzert. Im Dom. Dem berühmten Magdeburger Dom, den viel zu wenige Leute kennen.
Während draußen der Dauerregen aufs Pflaster des Domplatzes prasselte, begann drinnen ein besonderes Konzert. Keine Orgelmusik, kein Gospelchor, sondern Michme.

Michme, seines Zeichens Radiomann, Moderator, manchmal ein – Zitat – „Haufen Quatsch mit Soße“, kann auch Musik. Das an sich ist nichts Neues, Musik macht er schon seit über 20 Jahren. Doch er kann aus Musik noch mehr machen. Im Rahmen der diesjährigen Domfestspiele lud man ihn ein, im Dom zu spielen und zu singen – und zu lesen.

Ein Gefühl für Sprache hat er. Das zeigen die Texte seiner Lieder. Hier schafft er es Gefühle in Worte und Melodie zu verpacken und an seine Zuhörer zu transportieren. Doch die Anziehungskraft eines Liedes ist das eine, einen mehrseitigen Text zu schreiben, der das Publikum ebenso zu fesseln vermag, ist etwas anderes. Eigentlich eine andere Sparte, eine andere Schublade.

Doch Michme springt, quirlig wie immer aus der Schublade und schreibt. Er schreibt über seine Kindheit in der DDR, über Fußball und Verkehrserziehung, Mädchen und Kino. Das Publikum schmunzelt, lacht. Vielen sieht man an, dass sie ähnliche Erinnerungen an ihre Jugend in Magdeburg haben.
Er schreibt über seine Eltern, die fraglos stolz von oben auf ihn herab blicken, über die Flut im letzten Jahr und wie viele Magdeburger zusammengehalten haben und daran gewachsen sind, und er schreibt über Handball, trägt sogar ein Trikot von Ingolf Wiegert, dem legendären Kreisläufer des SCM.

Man spürt, dass ihm die Texte wichtig sind. Sie sind nicht mal eben nebenher entstanden, sind kein bloßes Füllwerk oder Zwischenspiel für seine Lieder. Er hat tief gegraben dafür. In seinen Erinnerungen, die oft fröhlich und glücklich, zuweilen aber sicher auch schmerzlich waren. Er teilt seine Gedanken und Gefühle mit den Leuten, die an seinen Lippen hängen. „Liebe für Magdeburg“ heißt die Mischung aus Konzert und Lesung. Michmes „Liebe für Magdeburg“ nimmt man ihm ab, denn sie ist ehrlich und kommt von Herzen.

Zusammen mit seiner wunderbaren Band in diesem wunderbaren Magdeburger Dom entsteht so ein außergewöhnliches, wahrscheinlich einmaliges Konzert. Während der Regen draußen aufs Pflaster prasselt und die Kälte der steinernen Kathedrale den Zuhörern langsam in die Knochen kriecht, wärmt Michme die Herzen.

Danke, Stephan, dass Du tust was Du tust.

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